„Ist das herrlich! Ich liebe diese Ruhe und das Zwitschern der Vögel!“ gibt Joanna mit einem wohligen Seufzer von sich, während sie sich genussvoll auf dem Liegestuhl räkelt.

 „Ja, wahrlich göttlich! Luxus kann so einfach sein! … einfach die Natur genießen …. und nichts tun!“, entgegnet Alexandra spürbar erfüllt.

Es war ein herrlicher Sommertag, den die beiden Freundinnen seit richtig langer Zeit einfach mal wieder mit „Nichtstun“ faul in der Liege liegend, Seele baumeln lassen… verbrachten. Ein seltener Luxus.

„Ich bin tief beeindruck von dem, was Du beruflich verwirklicht hast, Alexandra“ unterbricht Joanna nach einer Weile die Stille.
Ohne Reaktion der in Tiefenentspannung versunkenen Alexandra, fährt sie mit ihren Gedanken fort: „Weißt Du, irgendwie macht mich das auch traurig. So als hätte ich mein Leben vergeudet… oder zu viele Gelegenheiten ungenutzt gelassen….“

 „Tun wir das nicht alle? Zu viele Gelegenheiten ungenutzt lassen?“ äußert Alexandra immer noch regungslos im Liegestuhl versunken.

Während Joanna dem Gedanken nachgeht, setzt sich Alexandra langsam auf: „Ich habe mich für mehr Geld und Anerkennung aufgerieben bis ich nicht mehr konnte. Ohne jede Klarheit darüber, was ich wirklich bewirken will. Auch fehlte mir das Bewusstsein, dass ich etwas bewirken kann. Stattdessen habe ich meine Energie sinnlos in Konkurrenzkämpfen und Reiberein mit Mitarbeitern verbraten. Ich will lieber nicht darüber nachdenken, wie viele gute Gelegenheiten ich ungenutzt gelassen habe!“

„Jetzt hole ich uns erst mal kühle Erfrischung!“ schließt Alexandra stattdessen, um jeden weiteren Gedanken daran auch ganz sicher zu unterbinden.

Mit zwei frischen Alumba (eigenwillig selbst zusammen gestelltes Erfrischungsgetränk á la Alexandra) erscheint sie kurz darauf wieder auf der Terrasse: „Ein Prost, auf die guten Gelegenheiten!“  „Auf die guten Gelegenheiten!“ ruft Joanna aus ihren Gedanken gerissen heraus und stoßt feierlich mit ihrem Alumba darauf an. „Was auch immer es ist, was Du darin vereinst: Es schmeckt immer wieder vorzüglich!“

„Danke. Und irgendwann verrate ich Dir, als meine engste Vertraute, doch noch die Rezeptur, damit sie für  die Nachwelt erhalten bleibt . ..“ lacht Alexandra verschmitzt, klar signalisierend, daß es für diesen Moment jetzt noch nicht so weit war. Manchmal ärgerte sich Joanna über diese aus ihrer Sicht völlig künstliche Geheimnistuerei, wenn sie auch auf Nachfragen keine Antwort bekam, doch im Grunde bewunderte sie das auch. Alexandra liebte es einfach Menschen neugierig zu machen und positive Spannung zu erzeugen. Wohl deshalb war sie Meisterin in dieser Disziplin und darin Menschen zu fesseln – auch wenn es gar nichts fesselndes zu erzählen oder beizutragen gab.

In gelassener Plauderstimmung greift sie statt dessen das Gespräch wieder auf „Eins habe ich gelernt: Eine Arbeit die krank macht, kann man sich nicht leisten – egal wie viel man verdient! Insofern war meine Krankheit ein heilsamer Prozess und eine Erlösung. Erst dadurch konnte ich erkennen, was ich mir antue und was ich wirklich will.“ Und nach kurzer nachdenklicher Pause „Und vor allem habe ich wieder Wertschätzung für mein Leben entdeckt und angefangen gesund zu denken. “

„Das sieht man Dir an! Du wirkst zutiefst zufrieden und glücklich. Und das, obwohl Du doch im Grunde noch genauso viel arbeitest und enorme Verantwortung trägst“, pflichtet Joanna bei.

Alexandra hatte gleich nach ihrer Ausbildung in einer kleinen Marketingagentur vor fast zwanzig Jahren, die schwer verschuldete Möbelkette ihres Vaters übernommen. Als jüngste Tochter mit zwei älteren Brüdern, brachte ihr dies alles andere als Lorbeeren innerhalb der Familie ein. Und regelmäßige Grabenkämpfe mit ihrem Vater. Nach der Übernahme war ihr Vater ihr größter Feind; und der Rest der Familie kam mit Vorwürfen, Unverständnis und Wiederständen dicht dahinter. Doch allen zum Trotz schaffte sie es die Möbelkette nicht nur zu entschulden, sondern 7 weitere Möbelhäuser zu eröffnen. Wenn man die rein finanzielle Seite und das Wachstum der Möbelkette als Maßstab für ihren Erfolg heranzieht, war sie extrem erfolgreich. Doch privat waren Freundschaften, wie auch ihre Familienplanung auf der Strecke geblieben und ihre Beziehung  daran gescheitert. Was sie allenfalls zu noch mehr Kompensation und Konzentration auf den Erfolg in Ihrer Firma antrieb. Erst der Rückschlag ihrer Krankheit war es, der sie letztendlich auf ihren eigenen gesunden Weg brachte…. (Wie? Das erfahrt ihr natürlich auch noch während dieser Romanreise).

„Jetzt trage ich sogar mehr Verantwortung denn je!“, stellt Alexandra fest. „ Allerdings tu ich das heute mit Freude. Ich kann all das umsetzen, was mir wichtig ist, genau so wie ich es für richtig halte. Das erfüllt mich.“

„So viel Verantwortung für ein ganzes Unternehmen und all die Mitarbeiter mit ihren Familien zu tragen, könnte ich mir nicht vorstellen“, gibt Joanna zweifelnd zu.

„Wir tragen ohnehin für alles im Leben die Verantwortung. Auch wenn einige Menschen gerne so viel wie möglich davon abschieben und das im schlimmsten Falle zu ihrer Ganztagsbeschäftigung machen. Wir tragen auch die Verantwortung für all das, was wir nicht machen! … und letztendlich kommen nur daher dann solche trüben Gedanken über verpasste Gelegenheiten“, schließt Alexandra nun fast theatralisch.

„Weil ich zu wenig Verantwortung trage?“ harkt Joanna ungläubig nach.

„Ja. Weil Du genau darum weißt, dass viel mehr in Dir liegt und Du viel mehr tun könntest und auch viel mehr tun willst! Doch anstatt einfach zu TUN, zuckst Du vor der damit verbundenen Verantwortung zurück…. um später all den verpassten Gelegenheiten nachzutrauern“, entgegnet ihr Alexandra nun mit festem Blick direkt ins Gesicht. „Unsere Angst vor zu viel Verantwortung ist völlig unnötig“ schließt Alexandra sichtlich in ihrem Element :
„Eine gesunde Angst unser Leben zu verpassen, wäre viel angebrachter. Und auch sinnvoller, wenn sie uns dazu antreibt, unser Leben mutig zu leben und jeden Tag zu nutzen!“

Joanna zwinkert ihrer Freundin zu und lacht „Jetzt klingst Du wie Deepak Chopra!“ Worauf Alex mit einem freundschaftlichen Seitenhieb reagiert.

„Du hast ja recht!“ äußert Joanna als kleine Entschuldigung. „Wir Menschen sind schon eigenartige Wesen, was?“

„Nicht nur `wir Menschen´, meine Liebe!“ klärt Alexandra mit freundschaftlichem Lächeln „Wir reden hier gerade ganz konkret von DIR!“

„Ok. ok., pflichtet Joanna ihr bei: „ Ich gebe Dir schon recht darin, dass ich im Grunde mehr für möglich halte… daher wahrscheinlich auch meine Zweifel oder dieses unnötige Gefühl von `Versagen´“, räumt Joanna ein.

„Nur: Wie kann ich denn mehr aus meinem Leben machen? Du hast da einfach Deine ganz eigene Firma und Du brauchst Dich auch nicht mehr zu verbiegen.“

„Verbiegen muss sich niemand“ entgegnet Alexandra „Jeder verbiegt sich freiwillig, weil er keine andere Perspektive für sich entwickeln kann oder die mit Veränderung verbundenen Konsequenzen scheut. Du weißt selbst wie anstrengend der Aufbau der Firma war. Sie ist mir ja nun nicht gerade in den Schoß gefallen“ bei dem Gedanken überkommt sie ein nun erleichtertes Lachen.

„Stimmt. Daran will ich gar nicht mehr denken!“ gibt Joanna zu. Und mit einer Handbewegung, mit der sie sich den Schweiß nur angesichts des Gedanken daran von der Stirn zu wischen scheint, ergänzt sich lachend: „Und daran sollte ich besser auch nicht denken, wenn ich ansatzweise vor habe, mich auf meinen Weg zu machen!“

„Wenn Du genau weißt, was Du willst und für wen Du das tust, dann ist es Dir das wert! Dann gehst Du diesen Weg gerne, auch mit allen auftretenden Widrigkeiten“ beruhigt sie Alexandra „Wichtig ist, dass Du mit dem Herzen dabei bist – dann trägt Dich dieses Gefühl und schenkt Dir immer wieder das Vertrauen und den Mut, den Du brauchst“ erklärt sie überzeugend „Ich habe überhaupt erst dadurch wieder den Bezug zu meinem Urvertrauen gewonnen. Und dieser Gewinn bleibt mir ja für den Rest meines Lebens erhalten!“ und dabei strahlt Alexandra über das ganze Gesicht.

„So gesehen zahlt sich diese Investition noch sehr lange aus!“ stellt Joanna mit überzeugtem Lächeln fest. „Mal abgesehen davon, dass ich wirklich keinen Schimmer habe, was ich wirklich tun will, bleibt ja die Herausforderung, dass ich freiwillig Bequemlichkeiten aufgebe…. um mir mein Leben womöglich erst mal schwieriger zu machen als es jetzt ist.“

„Das ist gleich schon mal die völlig falsche Einstellung. Solche hinderliche Glaubenssätze und Überzeugungen, die uns erfolgreich davon abhalten, das zu tun, was wir wirklich wollen, haben wir leider alle reichlich. Doch das Ziel ist ja nicht, dass Du es Dir schwerer machst, als es jetzt ist“ interveniert Alexandra weiter “sondern, dass Du vertrauensvoll Dir und Deinem Herzen folgst – wenn Du von Herzen glücklich sein willst….“

„Mein Coach würde jetzt wohl so klingen“ mit hoch gezogener Augenbraue und ernster Stimme, jedes Wort betonend, setzt Alexandra fort: „Woher genau beziehen Sie die Sicherheit, dass es „schwer“ ist, Frau Joanna?“

„Keine Ahnung!“ prustet Joanna los: „aber sicher weiß ich, dass Du das Potential hast in einem zukunftsträchtigen Remake von Raumschiff Enterprise Mr. Kirk zu doublen“. Angesichts dieser Vorstellung müssen beide herzhaft lachen….

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P.S.: Freue mich über erste Eindrücke hier oder per persönlicher Nachricht an nicole.rupp (@) geldbeziehung.de.  DANKE … und bis bald… Nicole