Wenn Gefühl fehlt

In einer leistungsverkappten Gesellschaft bleibt ja nichts ungemessen. So weiß man aus Studien: eine Frau kann in einer Stunde 163 Orgasmen bekommen und ein Mann 16.

Was auch immer diese Zahlen an Mehrwert liefern sollen oder konkret beim Empfänger dieser Information bewirken, so wurde aus meiner Sicht das Wichtigste vergessen: Welche Gefühle sind damit verbunden?
Es ist ja ein großer Unterschied, ob das nun ‚Arbeit und Stress‘ ist, bis man bei dem Ergebnis ankommt; oder nie dagewesene Ekstase oder der sichere Weg zum sexuellen Burnout, so dass man die nächsten 163 Tage und 16 Stunden schon mal gar keine Lust mehr hat.

Messen, zählen, spüren

Mit Geld haben wir das gleiche Problem. Wir messen in messbaren Werten, Einheiten und Zahlen, verlieren jedoch den Bezug und die Spürbarkeit der Wirkung.

Je mehr wir diese Wirkung und Spürbarkeit haben, umso erfüllter leben wir. Umso sinnvoller setzen wir auch Geld ein. Je mehr wir den Bezug zu der Wirkung des Geldes verlieren, und damit zu dem was es fühlbar für Mensch, Tier und Natur bedeutet, umso weiter sind wir entkoppelt – nicht nur von den Menschen, die weit weg sind, sondern auch von der eigenen spürbaren Beziehung zu sich selbst.
Nur so ist jeder weiter fortgeschrittene Wahnsinn mit Geld für mich erklärbar und das will ich gerne wissenschaftlich belegen:
•    Wie sehr beeinflusst unsere eigene Spürbarkeit die Vermehrung von Glück und sinnvollem Umgang mit Geld?
•    Wie sehr vernichten wir Geld und Lebensglück, nur weil wir jedes Gespür verloren haben?

Ein Beispiel: ein Börsenspekulant setzt sich an seinen Rechner und sieht jede Menge Zahlen. Er weiß genau welche Zahlen er erreichen will und wann er aussteigt bzw. sind die Limits ja gesetzt. Es geht also nur um die Sprünge, die die Zahlen machen. Ein Spiel mit Zahlen, dass sich im Kopf abspielt. Erst der spürbare Bezug dazu – zur Wirkung dessen, was diese Zahlen spürbar machen – verändert etwas. So, wie wenn wir nicht nur die Zahl von Orgasmen zählen, sondern die emotionale Wirkung fühlen.

Und dann IST es anders.

Spekuliert jemand mit Lebensmitteln, so ist es DER entscheidende Unterschied, nicht ausschließlich die Spekulationsgewinne, die die Zahlen auf seinem Rechner steigen lassen und an denen er sich im Kopf freut (wenn überhaupt), zu sehen, sondern auch die fühlbare Wirkung seines Tuns zu fühlen.
Nur, wie fühlt es sich an, zu erkennen, dass genau jetzt und aufgrund dieser gestiegenen Zahlen auf seinem Rechner andere Menschen plötzlich nicht mehr ausreichend Reis zu essen haben, weil sie sich aufgrund des spekulativ gestiegenen Reispreises ihr Essen nicht mehr kaufen können?

Was wir mit dem Großteil unseres Geldes bewirken, ist das Gegenteil von Orgasmus, das Gegenteil von Erfüllung, das Gegenteil von Glück.

Und ich frage mich: warum machen wir es dann?

Mehr Gefühl – gerade, weil es um Geld geht

Die Antwort, warum wir das machen, ist einfacher, als uns lieb ist: mangelnde Spürbarkeit.

Wir fühlen nicht. Und unsere Gefühle interessieren uns zu wenig. Sie sind uns nichts wert. Was zählt, sind messbare Zahlen. Und von denen erhoffen wir uns Glück, Erfüllung und eben das, was wir längst bereitwillig für mehr Geld geopfert haben.
Es ist die Angst vor unseren Gefühlen und dem scheinbaren Chaos, das dann entsteht. Ich frage mich allerdings angesichts des längst erreichten Chaos, das wir auf scheinbar rationale Weise geschaffen haben, was es zu fürchten gibt?

Meine Erkenntnis

Meine Erkenntnis hege ich wohl schon seit 2003, seit ich mich als Geldbeziehung-Coach auf den Weg gemacht habe: wir werden die Probleme auf dieser Welt nicht nur mit dem Kopf lösen. Es macht deshalb auch nichts, wenn die Dinge komplex sind. Denn wir werden auch die Komplexität viel leichter durch unsere emotionale Präsenz lösen.

Glückliche Menschen machen Glück bringende Dinge mit Geld.

Wenn wir so handeln, wie wir fühlen, dann treffen wir die fühlbar besseren Entscheidungen. So betrachtet hängt der Weltfrieden von unserem Gefühl und Fühlen ab.
In jedem Falle gewinnen wir als Mensch mit jedem Stückchen Spürbarkeit, denn so sind wir fühlbar lebendiger. Worum sonst kann es im Leben gehen?

P.S. Entspannungstipp

Meinen persönlichen Entspannungstippp zu den 163/16 möglichen Orgasmen in der Stunde gebe ich gerne an Stressresistente und solche, die es werden wollen, per Direktnachricht   weiter.

P.P.S. Geld- und Gefühle-Forschung:

Falles Du Forschungsinstitute kennst, die sich mit dem Thema beschäftigen, dann bin ich für einen Hinweis sehr dankbar und würde das gerne unterstützen. Alternativ werde ich wohl 2020 mein eigenes Geldbeziehung®-Institut ins Leben rufen. Denn das (tragische) Suchtverhalten vieler im Finanzbereich Involvierten – gleich ob Gier, Geldsucht, Geltungssucht, Spielsucht, Sexsucht – alleine wäre eine augenöffnende Studie wert, samt Lösungsansatz.