„Erst indem wir unsere Ängste überwinden, um unser ganzes Potential zu leben und
das Beste aus unserem Leben zu machen, begegnen wir dem Leben mit der Wertschätzung, die es verdient!“ “

Als Konstanze Judiths mitleidvollen Blick auf sich entdeckt, beschwichtigt sie schnell – nun wieder ganz zurück in ihrer gewohnt korrekten, Gefühle hinten angestellten Verfassung: „Na ja. So schlimm ist das ja nun auch wieder nicht. Mir geht es ja gut mit meiner Familie“ beschwichtigt Konstanze und fügt mit einem Grinsen hinzu: „Und wie Du, liebe Judith, nach dem heutigen Tag sicher bestätigen kann, ist an mir zumindest schon mal ganz sicher keine Handwerkerin verloren gegangen.

Angesichts dieser kurzen Erinnerung an das heutige Bohrmaschinen-Desaster beim Anbringen der Wohnzimmerlampe verrollt Judith unweigerlich die Augen, wirft ihren Kopf in den Nacken und klatscht ihre Hände vor ihrer Stirn zusammen, so als wolle sie dem Himmel danken „Oh ja, meine Güte !!! Wahrlich nicht! Ich bin heilfroh, daß wir noch beide leben!“

„Na dann formulieren wir sicherheitshalber um“ resümiert Alex amüsiert und erhebt ihr Glas mit einem Augenzwinkern „Auf unser Potential, das noch gelebt werden und die Welt bereichern will!“
„Auf unser Potential!“ stimmen alle zu und lassen die Gläser erklingen.

„Immerhin haben wir das ganze Wohnzimmer nun selbst gestrichen und komplett um dekoriert. Es ist richtig toll jetzt! Nur die Lampe…. hängt auch 3-Löcher-in-der-Wand-später immer noch nicht. Da bin ich also noch am Üben, von wegen „selbst ist die Frau!“ setzt Konstanze das Gespräch befreit in Plauderstimmung in eine andere Richtung fort.

„Himmel! Bloß nicht, Konstanze!“ lacht Judith „Es ist auch weise und ein Fortschritt zu erkennen, was man doch besser andere machen lassen sollte. Und alles andere ist ja perfekt geworden! Da ist sicher eine Dekorateurin an Dir verloren gegangen….“

„So wie ich Dich Konstanze kenne :JA. Daß das neue Wohnzimmer eine Augenweide geworden ist, glaube ich ungesehen. Bin schon gespannt und freue mich auf euer neues Reich“ bekräftigt Alex anerkennend „Und mit der Lampe, da kann ich Dir gerne helfen, wenn Du willst. Darin bin ich ja versiert.“ Und um sicher zu gehen, nicht ansatzweise anmaßend zu klingen, folgert sie schnell: „So ist das mit den Potentialen: wir ergänzen uns alle und sind zusammen unschlagbar!“

„Ja, so ist das wohl, Alex. Aber mich lässt das gerade immer noch nicht los“ nimmt Joanna, die bis eben in ihren Gedanken versunken war, diesen Faden sogleich dankbar auf: „In Theorie leuchtet mir das alles ein. Nur was heißt das denn ganz praktisch? Welches Potential kann ich denn entfalten? Und vor allem erst mal: wie setze ich das um, ohne in dieser Umbruchphase zum Sozialfall zu werden. Mit meinen Ersparnissen komme ich jedenfalls nicht sehr weit…“

„Das sind ja auch gleich zwei Nüsse auf einmal, die Du knacken willst! Und keine kleinen!“ beteiligt sich Konstanze eifrig an dieser Diskussion, dankbar dabei nicht über sich selbst reden oder sinnieren zu müssen.
„Die erste Frage ist ja erst mal: Was ist Dein Potential? Also was sind Deine Fähigkeiten, Deine Interessen, Vorlieben, Wünsche, Träume… die Du leben willst? Und danach kommt dann erst – also wenn man darüber mal totale Klarheit gewonnen hat – die Umsetzung, der Weg und damit die Frage nach dem WIE man das sinnvoll und – solange man finanziell darauf angewiesen ist – dies auch finanziell tragfähig umsetzen kann.“

„Da hast Du natürlich recht“ pflichtet Joanna bei „Klingt fast so, als hättest Du Dich brandaktuell damit beschäftigt!“ 

„Nein, nicht wirklich. Na ja, die Frage beschäftigt mich einfach hin und wieder und zu und so hab ich vor einer Weile mal ein Buch in der Richtung gelesen…“ gibt Konstanze etwas verlegen zu „Die Kinder werden ja nun auch größer. Also, was mache ich dann, wenn sie mich weniger brauchen? Mit meinem tollen 1a-Studium kann ich sicher keinen Blumentopf mehr in der Geschäftswelt gewinnen…“

„In jedem Falle wird es zunehmend wichtiger, die eigenen Talente zu leben!“ kommt Alex ihr gerade recht zur Hilfe. Nicht ganz uneigennützig. Sie hatte Konstanzes Unwohlsein gemerkt, jedoch vor allem auch selbst keine Lust auf wenig konstruktive, mitleidige „was-soll-ich-blos-machen-Diskussionen.

„Nicht nur, um erfüllter zu leben, sondern auch, um Geld leichter und mit mehr Freude zu verdienen, gesund alt zu werden und die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten“ steuert Alex, ganz die erfolgreiche Unternehmerin, bei „Anstatt sich krumm zu buckeln, für entsprechend zu wenig Geld, welches spätestens im Rentenalter noch nicht einmal für ein vernünftiges Leben reicht.“
„Da sagst Du was!“ pflichtet ihr Judith bei.

„Und da unsere Lebenserwartung jährlich steigt und wir inzwischen fitte 100 Jahre alt werden können, lohnt sich ein Umsatteln quasi in jedem Alter“ liefert Konstanze ein weiteres stichhaltiges Argument, nicht ganz frei von Zynismus.

„Das sind doch echte Perspektiven“ wirft Judith mit frisch erhobenem Glase ein: „… dass wir uns darauf konzentrieren MEHR Geld mit MEHR Freude zu verdienen! So daß wir dann freiwillig schon gleich gar nicht mehr in Rente gehen wollen…“  
Lachend stimmen die anderen mit ihr an.

„Also darauf stoße ich besonders gerne an“ verkündet Alexandra in frischer Feierstimmung „Erst indem wir unsere Ängste überwinden, um unser ganzes Potential zu leben und das Beste aus unserem Leben zu machen, begegnen wir dem Leben mit der Wertschätzung, die es verdient!“ “

„Das klingt ja schon wieder schwer nach Mrs. Kerk!“ konstatiert Joanna mit hoch gezogener Augenbraue.

Und noch bevor Judith oder Konstanze ihre auf der Lippe liegende Frage nach Mrs. Kerk anbringen können, entwaffnet Alex erhobenen Hauptes: „Ja, das stimmt. Frau Steinbrecher, meinem Coach, habe ich wirklich sehr viel zu verdanken!“                                                        ***